Forscher der htw saar kommen in einer aktuellen Studie zum Ergebnis, dass der Durchbruch von Mobile Payment nur über Mehrwertdienste gelingen kann.
Die Professoren Dr. Frank Hälsig, Dr. Nicole Schwarz und Dr. Stefan Selle von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) untersuchten den aktuellen Stand der M-Commerce-Technologie, sowie deren Akzeptanz auf Händler- und Konsumentenseite und entwickelten hierzu Zukunftsszenarien. „Ziel war es, organisatorische und technologische Optionen zu identifizieren, zu bewerten und den Marktteilnehmern Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben, um zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben“, fasst das Forscherteam zusammen.
Ersetzt das Smartphone bald die etablierte Brieftasche und wird zur Mobile Wallet? Neben dem digitalen Transfer von Geld müssten Rabattmarken, Kundenkarten und Quittungen in digitaler Form vorhanden sein, soll der Käufer das Angebot akzeptieren. Aus technischer Sicht müssen neben einer Authentifizierungs- und Autorisierungsfunktion Daten über kürzeste Entfernungen zwischen dem mobilen Endgerät und einem entsprechenden Lesegerät ausgetauscht werden.
Die deutsche Wirtschaft, insbesondere der stationäre Handel, sollte wissen, wie man am M-Commerce schnellstmöglich aktiv partizipieren kann. Die Studie „Untersuchung und Entwicklung von integrativen Lösungen im Mobile Commerce in Deutschland“ zur Akzeptanz von organisatorischen und technologischen Lösungen beim Kunden sowie über deren Bedürfnisse und Erwartungen wurde von der Akademischen Partnerschaft ECR /GS1 Germany gefördert und in Kooperation mit der Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG durchgeführt. Es wurden 6.500 Personen befragt. Im Gegensatz zu einer Vielzahl anderer kürzlich erschienen Studien ist sie bzgl. Geschlecht, Alter, Berufsstand und Smartphone-Marke/Penetration repräsentativ.
Nur 5 Prozent der Kunden haben an der Kasse mit dem Smartphone bezahlt. Bei 74 Prozent der Befragten spricht die Angst, dass dieses Verfahren noch zu unsicher sei, gegen eine Nutzung von Mobile Payment. Als zweithäufigsten Grund gegen die Nutzung nannten ca. 50 Prozent der Befragten mangelnde Informationen. Somit müssen Handelsunternehmen die Akzeptanz bei den Konsumenten aufbauen und diese – neben den praktischen Vorteilen bei der alltäglichen Nutzung – vor allem von der Sicherheit der Technologie überzeugen.
Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass bei mehr als der Hälfte der Befragten deutlich sichtbare Mehrwerte für sie einen Anreiz zur Nutzung des mobilen Zahlens darstellen würden. Mobile Receipts, also Quittungen, Kassenbons und Kaufbelege, werden von den Befragten an erster Stelle genannt. Dieser Kundenwunsch nach „Expense Tracking” wurde bislang vollkommen vom Handel unterschätzt, reiht sich jedoch in den aktuellen Trend des Self-Trackings ein. Der Wunsch nach M-Coupons ist dabei schon bekannter: es ist praktischer, Rabattmarken und Coupons direkt auf dem Mobiltelefon zu erhalten, anstatt sie in Papierform mit sich tragen zu müssen oder zu Hause auf dem Tisch liegen zu haben. Auch die digitale Treuekarte ist sehr naheliegend, aber dennoch bislang kaum umgesetzt.
Auch wenn andere Zahlungsmöglichkeiten wie Barzahlung, EC- oder Kreditkarte im Vergleich mit Mobile Payment in Deutschland deutlich beliebter sind, sehen die Konsumenten für das Smartphone als Zahlungsmittel ein enormes Wachstumspotential.
Alle gewonnenen Erkenntnisse der Studie haben schließlich zu der Empfehlung geführt, dass deutsche Handelsunternehmen nicht zu viel eigene Energie in die Einführung des Mobile Payment stecken, sondern sich auf die (Weiter-)Entwicklung händlerspezifischer Apps zur Kundenbindung fokussieren sollten, weil das Thema M-Payment bereits von anderen Playern wie Apple, Google Paypal oder Payback erfolgsversprechend vorangetrieben wird.