75 Prozent aller Konsumenten wollen das Shoppingerlebnis mit dem Gefühl verbinden, etwas Gutes zu tun. fraisr ist die perfekte Plattform dafür. Dort können Verkäufer ihre Produkte anbieten und einen Teil ihres Umsatzes spenden. Auffällig ist das klare und moderne Design der Plattform. Auf Transparenz wird viel Wert gelegt. Bei jedem Produkt finden sich explizite Informationen zum Spendenanteil und dem Spendenempfänger – doch das Produkt und das Shoppingerlebnis stehen im Vordergrund. Das Spenden wird dadurch zu einer Selbstverständlichkeit. Die Produktpalette lässt sich mittlerweile sehen: Kleidung, Einrichtungsgegenstände, Wein, Elektronik und vieles mehr – auf fraisr wird jeder fündig. Zu den Spendenpartnern gehören namhafte Organisationen wie die Deutsche Knochenmarkspenderdatei, Amnesty International, Caritas Berlin-Brandenburg und viele mehr.
Zu den nächsten Zielen von fraisr gehört die Internationalisierung, zunächst in Großbritannien, später auch die USA. Für dieses Vorhaben sucht fraisr Investoren auf Seedmatch. Wir sprachen mit einem der Gründer von fraisr, Lukas-C. Fischer.
Herr Fischer, Ihre Plattform gibt es nun seit etwa eineinhalb Jahren. Welche Highlights gab es bisher?
Die Zeit vergeht tatsächlich wie im Flug und es gab natürlich eine Menge Highlights! Wir haben zum Beispiel letztes Jahr einen VW Käfer Cabrio für fast 12.000 Euro auf dem Marktplatz verkauft – mit einem Spendenanteil von 10 Prozent. Und wenn sich dann große Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz bei dir melden und mit dir arbeiten wollen, du eingeladen wirst, um auf Konferenzen zu sprechen und Fernsehteams bei dir vor der Bürotür stehen – das sind auch echt tolle Momente. Dann bist du auf dem richtigen Weg.
Gab es eventuell auch Rückschläge?
Wir haben schnell fest gestellt, dass das Thema Social Business – also die Verbindung von Wirtschaftsbetrieb und sozialer Idee – in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt und das Thema Geldgeber nicht ganz einfach wird. Deshalb haben wir auch bei der Zwischenfinanzierung bewusst auf Crowdfunding gesetzt, denn eine gute Crowd ist schlauer als so mancher VC. Natürlich gibt es auch Ausnahmen und wir haben das Glück, mit solchen entweder schon zu arbeiten oder Gespräche zu führen. Aber der klassische Investor in Deutschland finanziert eher die hundertste Copycat als eine echte Innovation im sozialen Bereich. Ansonsten denken wir nicht im klassischen Muster des Rückschlags – denn alles, was schwer zu lösen war, haben wir gelöst, und die Auseinandersetzung mit Schwierigkeiten hat uns stets weitergebracht. Wer keine Fehler macht, kann nicht aus ihnen lernen.
Sie sagten mal in einem Interview: „ … bei der Wahl der Investoren solltest du nicht nur aufs Geld gucken, sondern auch auf die Kultur des Investors. Gibt er dir nur Geld und geht mit dir danach einmal im Jahr essen oder bringt er sich wirklich ein?“. Wie sieht denn der ideale Investor aus? Ist ein stiller Investor nicht eigentlich ganz praktisch?
Ein stiller Investor, der immer dann den Geldbeutel aufmacht, wenn du was brauchst und sonst keine doofen Fragen stellt, ist natürlich super. Aber gleichzeitig brauchst du einfach Feedback, um die richtigen Entscheidungen zu treffen oder Dich zu fokussieren. Denn die Gefahr, sich zu verzetteln ist groß, vor allem wenn du kreativ bist. Da hilft schon ein Geldgeber mit Erfahrung, der dir sagt: „Lass das mal und pack das ins Backlog. Konzentriere dich aufs Wesentliche.“
Wie schätzen Sie die Bedingungen für Startups in Deutschland ein?
Als wir gestartet sind, hatte die CDU gerade den Gründungszuschuss abgeschafft, und wir mussten uns sehr schnell um einen Geldgeber kümmern. Eine längere Bootstrap-Phase wäre für uns vielleicht ganz gut gewesen. Inzwischen soll der Gründungszuschuss wieder leichter zu bekommen sein, was definitiv die Situation für Startups verbessern würde. Grundsätzlich scheint mir die Lage gar nicht so schlecht zu sein: Es gibt eine Menge Inkubatoren, Co-Working-Spaces, interessierte Medien. Nur die Finanzierung hinkt meines Erachtens in manchen Punkten noch hinterher. Es ist schwer, hier etwas Neues zu machen und dafür auch das Geld zu bekommen. Natürlich ist es risikoreicher early stage in etwas zu investieren, aber nur so können auch disruptive Sachen hierzulande entstehen. Der aktuelle Vorwurf in der Wirtschaftswoche trifft schon ein bisschen zu – aber das liegt nicht unbedingt an den Gründungen sondern an der Finanzierung.
Wie war bisher die Resonanz seitens der Kunden, der Partner, der Behörden und der Investoren?
Diejenigen, die unser Modell verstehen und auch erkannt haben, wie viel Zeitgeist in fraisr steckt, die finden unsere Idee genial. Denn unsere Gesellschaft wandelt sich hin zu mehr bewussten Konsum und da gibt es online noch nicht viele Lösungen, die wirklich gut sind. Wir adressieren einen globalen Megatrend, der in anderen Ländern wie Großbritannien oder USA schon sehr viel weiter fortgeschritten ist. Die Leute sind auf der Suche nach Produkten mit sozialem Mehrwert. Konsum mit Sinn. Das wissen auch die Spendenorganisationen, die sehr gerne mit uns arbeiten. Mit Behörden versuchen wir so wenig wie möglich zu tun zu haben : )
In Deutschland spenden hauptsächlich finanziell abgesicherte über Sechzigjährige. Ihre Zielgruppe sind die unter Vierzigjährigen. Warum fällt das Spenden den Jüngeren so schwer?
Viele geben an, dass ihnen das Geld dafür fehlt, um einfach etwas davon wegzugeben. Das mag sogar so sein. Tatsächlich ist die psychologische Barriere sehr viel größer, wenn du Geld zuerst in Deine Tasche steckst, um es später wieder herauszuholen und wegzugeben. Shopping funktioniert im Gegensatz dazu ganz wunderbar. Bevor wir anfangen, etwas zu spenden, fangen wir erst einmal an, mit mehr Geld in der Lohntüte auch mehr zu shoppen. Deshalb fanden wir ja die Idee mit fraisr so spannend: Das bestehende System Konsum benutzen und da einfach die gemeinnützige Spende einbauen. Dann bekommen die Leute nicht nur ein konkretes Produkt, sondern auch noch das gute Gefühl, mit ihrem Einkauf etwas Gutes getan zu haben. Studien zeigen, dass ein Spendenprodukt online zu weniger Abbrüchen beim Checkout führt. Das können wir bestätigen: Wir haben eine Retourenrate von unter 5%. Normalerweise liegt die online bei 15%. Grundsätzlich führen wir mit unserem Prinzip eine neue Generation von Spendern an das Thema Geben heran. Und senken so hoffentlich bald das Durchschnittsalter der Spender in Deutschland.
Warum haben Sie sich fürs Crowdinvesting entschieden, um Kapital zu sammeln?
Wir wollen mit fraisr nicht nur Konsum mit Spenden verknüpfen. Wir möchten auch eine Bewegung starten. Dafür brauchen wir eine Community, die sich mit uns gemeinsam darum kümmern möchte, diese Idee in die Welt zu tragen. Deshalb haben wir schon früh auf Kanäle wie Facebook und Twitter gesetzt. Und auch eine Crowdfundingkampagne ist ein weiteres Instrument zum Communitybuilding. Denn jeder einzelne Investor trägt das fraisr-Prinzip weiter – vielleicht sogar mit mehr Eifer aufgrund des finanziellen Engagements. Und gleichzeitig kommen aus der Crowd auch viele gute Impulse und konstruktive Kritik. Das hilft uns, noch besser zu werden.
Und warum haben Sie sich für Seedmatch entschieden?
Wir waren schon sehr früh mit Seedmatch im Gespräch, und wurden vom Team in Dresden fantastisch betreut und an das Thema Crowdfunding herangeführt. Seedmatch war von Anfang an von der Idee überzeugt und hat uns konstruktiv bis zum Fundingstart und darüber hinaus begleitet. Wenn du mit den einzelnen Mitarbeitern sprichst, dann merkst du gleich: Die haben richtig Ahnung vom Thema und wissen genau, wie Crowdfunding läuft. Ich habe selten so effiziente und gut strukturierte Abläufe gesehen wie bei Seedmatch.
Wie verlief das Funding bisher?
Wir sind mit dem Fundingverlauf zufrieden. Natürlich wäre es auch gut gewesen, ein Speedfunding hinzulegen – aber das haben wir bei einem neuen und auch abstrakten Thema wie fraisr nicht erwartet. Nach Ablauf der ersten Kampagnenlaufzeit hatten wir über 100 Investoren und über 60.000 Euro eingesammelt, was absolut in Ordnung war.
Warum haben Sie das Funding verlängert?
Wir haben uns fest vorgenommen, unserem maximalen Ziel von 250.000 Euro mit der Seedmatch-Crowd so nah wie möglich zu kommen, und wir sind überzeugt, dass wir das schaffen werden. Denn wer sich mit unserem Businessmodell genauer beschäftigt wird schnell feststellen, wie leicht wir das skalieren und internationalisieren können.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Wir möchten ein sehr erfolgreiches Crowdfunding hinlegen und mit dem investierten Geld die Internationalisierung vorantreiben und außerdem Marketing für unseren Marktplatz machen.
Wie kam die Idee mit der Internationalisierung?
In Deutschland werden jährlich zwischen 5 und 6 Milliarden Euro gespendet. In den USA sind es 180 Milliarden. Allein die Größe dieses Marktes, gepaart mit dem sehr viel offeneren Umgang mit Social Media und generell mit neuen Technologien macht es fast notwendig, das fraisr-Prinzip auch in die USA zu bringen. Das haben wir 2015 vor. Vorher wollen wir in Großbritannien starten. Denn bereits bei unseren Freunden auf der Insel fällt das Spendenvolumen dreimal höher aus als in Deutschland. Uns ist es zwar wichtig, den deutschen Markt mit zu entwickeln. Aber gleichzeitig passt fraisr einfach sehr gut in den englischsprachigen Raum.
Kann man Ihnen – außer mit Investitionen – noch irgendwie helfen?
Wir freuen uns immer über neue Nutzer, neue Verkäufer, weitere Online-Shops auf Magento-Basis oder Spendenorganisationen, die mit uns arbeiten wollen. Und gute Ratschläge sind natürlich auch immer willkommen.
Herr Fischer, vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihnen ganz viel Erfolg!
Weitere Informationen: fraisr.com, fraisr auf Seedmatch.