In unserer aktuellen Interview-Reihe befragen wir Crowdfunding– und Crowdinvesting-Plattformen zu ihren aktuellen Plänen. Heute haben wir mit der Crowdinvesting-Plattform Fundsters gesprochen:
Fundsters führt seit 2013 Startups und Investoren zusammen. Bislang wurden in insgesamt zehn erfolgreichen Finanzierungsprojekten 994.980 Euro Kapital bereitgestellt. Zu den zehn erfolgreichen Unternehmen zählen Die Bewerbungsschreiber und Kerbholz. Die Anzahl der angemeldeten Nutzer beläuft sich auf 4.136 User (Stand der Zahlen: Januar 2015).
Was hält Fundsters im neuen Jahr 2015 für uns bereit? Was macht Fundsters anders als andere Crowdinvesting-Plattformen und was bedeutet das geplante Kleinanlegerschutzgesetz für den Mittler alternativer Investments? Wir haben mit Annika Böhm von Fundsters gesprochen.
Frau Böhm, wenn Sie das vergangene Jahr Revue passieren lassen: Was waren die größten Erfolge, die Fundsters 2014 verzeichnen konnte?
Annika Böhm: Einer der größten Erfolge war sicherlich die Kampagne von Kerbholz: Innerhalb von nur 4,5 Tagen wurde das Fundinglimit von 100.000 € erreicht, worüber wir uns alle natürlich riesig gefreut haben – so etwas gab es vorher bei Fundsters noch nie! Aber auch die Kampagne der Bewerbungsschreiber war toll, die innerhalb von 24 Stunden die Fundingschwelle von 25.000 € geknackt hat.
Zu einem weiteren Highlight zählen wir, dass Fundsters im Januar als erste Crowdinvesting-Plattform in Deutschland Mitglied im Business Angels Netzwerk Deutschland – kurz BAND – wurde. Darauf sind wir auch bis heute noch stolz.
Wie hebt sich Fundsters von den konkurrierenden Crowdinvesting-Plattformen ab?
AB: Investoren erhalten über Fundsters Zugang zu einer Investmentklasse, die bisher nur professionellen Anlegern unter enormem Kapitaleinsatz vorbehalten war. Durch die Teilhabe an zukünftigen Gewinnen und Unternehmenswertsteigerungen haben unsere Investoren die Chance auf ein überdurchschnittliches Renditepotenzial. Außerdem verfügt Fundsters über ein in Deutschland einmaliges Beteiligungsmodell, welches das BaFin gebilligte Vermögensanlageverkaufsprospekt beinhaltet. Somit werden die Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) in Bezug auf Sicherheit und Transparenz für unsere Investoren umfassend erfüllt. Weiterhin erfahren Investoren bei Fundsters eine professionelle und umfassende Betreuung durch unser Team. Alle unsere Mitarbeiter verfügen über langjährige Erfahrung in der wirtschaftlichen und steuerlichen Betreuung privater Investoren. Diese erhalten mit Fundsters einen verlässlichen Partner, der ihre Interessen vertritt und stets Ansprechpartner ist. Im Rahmen dieser Betreuung und der getätigten Investition werden anfallende Steuern aus Gewinnen der Beteiligung mit der günstigen „Abgeltungssteuer“ von derzeit 25 % automatisch an das Finanzamt abgeführt.
Weshalb sollte sich ein finanzierungssuchendes Unternehmen für Fundsters entscheiden?
AB: Dafür sprechen gleich mehrere Gründe:
- FUNDSTERS Venture Capital verfügt als einziger Anbieter über ein gesetzlich reguliertes und in Deutschland einmaliges Beteiligungsmodell inklusive eines von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht genehmigten Beteiligungsprospekts.
- Unser Beteiligungsmodell ermöglicht den Startups gesetzeskonforme Finanzierungen über 100.000 Euro, auch ohne dass das Unternehmen selbst einen Verkaufsprospekt erstellen muss.
- Die Beteiligung von FUNDSTERS Venture Capital stellt für Startups bilanzielles Eigenkapital dar. Kapital über FUNDSTERS stärkt damit die Eigenkapitalquote und die Position bei Verhandlungen mit Banken.
- Startups erhalten nur einen standardisierten Beteiligungsvertrag anstelle von unzähligen Einzelverträgen – so bleibt eine Menge administrativer Aufwand erspart und die Abwicklung einer Anschlussfinanzierung erleichtert.
- Durch die Mindestbeteiligungslaufzeit von fünf Jahren wird dem Unternehmen ausreichend Zeit eingeräumt, die angestrebten Ziele zu erreichen.
- Das FUNDSTERS-Team besteht aus hochqualifizierten Mitarbeitern, die dem Unternehmen während der gesamten Vertragslaufzeit unterstützend und beratend zur Seite stehen.
- Investoren sind die Kunden von morgen, die als Multiplikatoren das Vorhaben weiterempfehlen. Durch Feedback der Investoren erfährt das Startup direkt, wie das Produkt oder die Dienstleistung vom Markt angenommen wird und profitiert von einem zusätzlichen Werbeeffekt.
Welche Finanzierungsprojekte stehen im gestarteten Jahr 2015 an?
AB: Für das Jahr 2015 haben wir aktuell einiges in der Pipeline. Allerdings möchten wir diese Informationen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verfrüht preisgeben, sondern wirklich erst kurz vor Kampagnenstart. Das ist unser normales Handling und dient einfach der Geheimhaltung sensibler Informationen. Gerne informieren wir Sie dann noch einmal über unsere neuen Startups und Projekte, wenn es soweit ist. So viel können wir aber schon sagen: Es wird spannend.
Mit dem Kleinanlegerschutzgesetz kommt eine gewaltige Hürde auf die Crowdinvesting-Branche zu. Was ändert sich bei Fundsters, vorausgesetzt, das im Entwurf vorliegende Gesetz kommt mit den bislang vorgesehenen Inhalten zustande?
AB: Grundsätzlich begrüßen wir die Regulierung des Crowdinvesting-Marktes, da diese das langfristige Fortbestehen unterstützen kann. Trotzdem steht natürlich die Befürchtung im Raum, dass dieser noch sehr junge Markt durch das Kleinanlegerschutzgesetz überreguliert und damit zerstört werden könnte.
Fundsters hat bewusst auf ein Beteiligungsmodell gesetzt, das nicht auf Ausnahmetatbeständen beruht, da wir von Anfang an der der Meinung waren, dass insbesondere Privatinvestoren Sicherheit und Transparenz benötigen. Dazu gehört für uns auch, sich im Sinne eines nachhaltigen Geschäftsmodells nicht bewusst der Aufsicht durch die Behörden zu entziehen und gesetzlich bestimmte Transparenzpflichten (Prospektpflicht) und Sicherheitsvorschriften (Geldwäscheprüfung der Investoren) einzuhalten.
Fundsters Venture Capital wäre von einer Verschärfung der Regulierung für Crowdinvesting nur partiell betroffen, da unser Beteiligungsmodell schon jetzt den verbraucherschutzrechtlichen Anforderungen der BaFin entspricht und teilweise sogar übererfüllt. Damit können wir auch im kommenden Regulierungsrahmen Finanzierungen von über 1.000.000 Euro realisieren.
Das Beteiligungsmodell von FUNDSTERS ist der Beweis, dass Kleinanlegerschutz sowie die damit zusammenhängende Transparenz mittels Prospekt und das Bedürfnis der zu finanzierenden Unternehmen nach einer kostengünstigen Eigenkapitalfinanzierung nicht im Widerspruch stehen. Gleichzeitig wird den Kleinanlegern aber schon mit geringem Kapitaleinsatz ein diversifiziertes und individuelles Portfolio an Startups ermöglicht.
Trotzdem kritisieren wir vor allem das Werbeverbot und die handschriftliche Signatur des VIB. Vom wie bisher geplanten postalischen Versand des VIB ist die Bundesregierung inzwischen ja sogar abgerückt: So soll es nun ausreichen, dass das VIB ausgedruckt, unterzeichnet, eingescannt und per E-Mail an den Anbieter gesandt wird. Dies stellt zwar gegenüber dem Postversand eine erhebliche Erleichterung dar, ist aber weiterhin eine anachronistische Hemmschwelle. Einen vergleichbaren Anlegerschutz könnte man auch über Funktionen wie etwa durch eine unvermeidbare Mindesteinblendedauer des VIBs auf dem Bildschirm des Investors erreichen.
Das oben angesprochene Werbeverbot steht unserer Meinung nach in einem vollkommenen Widerspruch zum Konzept des Crowdinvestings: Dieses spricht die breite Öffentlichkeit an und wird mit der Beschränkung auf bestimmte Kommunikationskanäle stark gehemmt. Von diesen zwei Beispielen wäre auch Fundsters betroffen und wir hoffen, dass die Bundesregierung hierfür praktikablere Lösungen finden wird.
Wo sehen Sie Fundsters in 5 Jahren?
AB: Crowdfunding wird in den nächsten Jahren an Bedeutung als alternative Finanzierungsform zunehmen, wie stark, das wird sich zeigen. Im Zuge dessen wird sich der Markt in punkto Anlegerschutz noch weiter regulieren, so dass auch Kleinanleger gesetzlich stärker geschützt werden. Außerdem wird es aufgrund der Vielzahl an Plattformen eine Konsolidierung des Marktes geben. Momentan ist Crowdfunding und Crowdinvesting ein starker Trend in Deutschland und Europa und es gibt unzählige Plattformen, von denen sich aber nur einige wenige halten, dann aber den Markt des Crowdfunding bzw. Crowdinvesting dominieren werden. Fundsters wird auch dann noch ein Teil davon sein.
Frau Böhm, vielen Dank für das Interview! Wir sind gespannt auf die kommenden Finanzierungsprojekte!
Weitere Informationen: Fundsters-Website, Fundsters auf Facebook
Bildnachweis: Fundsters