Die Crowd hat drei grundsätzliche Möglichkeiten, in Unternehmen zu investieren:
- Crowdinvesting, was Plattformen wie Seedmatch, Companisto etc. anbieten,
- Crowdfunding im engeren Sinne, das beispielsweise von Startnext angeboten wird,
- Crowdlending, welches über Portale wie auxmoney läuft.
Diese drei Investitions- bzw. Finanzierungsarten lassen sich unter dem Begriff Crowdfinance subsumieren. Dazu folgender Überblick:
Welche Vor- und Nachteile weisen diese drei unterschiedlichen Formen aus der Sicht eines Investors auf?
Beginnen wir mit dem Crowdfunding im engeren Sinne, so wie es Startnext anbietet. Für den auf Rendite bedachten Investor werden hier nur gelegentlich Projekte zu finden sein, die ihn interessieren könnten, denn die Art der Belohnung ist zumeist nicht monetär. Sehr häufig besteht die Gegenleistung darin, dass der Geldgeber das Produkt erhält, welches aus dem von ihm mitfinanzierten Projekt stammt. Dem finanziell orientierten Investor hilft das selten weiter, denn vieles, was über ein Crowdfunding im engeren Sinne läuft, gleicht einem simplen Produktkauf. Hin und wieder entdeckt man schöne Vorteile, die man als Geldgeber erhält, und manchmal können wir uns auch an guten Taten beteiligen. Die Suche nach Investments – wie ein Anleger sie versteht – ist hier mühsam.
Beim Crowdinvesting trifft der Investor hingegen passgenau auf die Projekte, die ihm finanzielle Rückflüsse versprechen. Das Ausfallrisiko lässt sich noch nicht valide einschätzen, denn dazu ist das Crowdinvesting einfach noch zu jung. Die bisher sensationell geringe Ausfallquote von unter einem Prozent wird sich nicht halten lassen, das ist klar. Ich schätze, dass vielleicht eines von sechs Projekten scheitern wird. Dies ist aber tatsächlich nur eine intuitive Einschätzung, die auf verschiedenen Überlegungen beruht, welche für und gegen ein Scheitern sprechen. Diesem sicherlich nicht sonderlich geringen Risiko steht eine satte Gewinnchance gegenüber. Im Mittel wird sich das Crowdinvesting bestimmt lohnen. Ungünstig wäre es meines Erachtens allerdings, auf nur ein Projekt zu setzen, denn dann landet man womöglich genau bei dem einen (vermuteten) Ausfall von jeweils sechs Projekten.
Beim Crowdlending, auch als Peer-to-Peer-Lending oder als Peer-to-Peer-Kredit bezeichnet, wird von zahlreichen Investoren Geld eingesammelt, mit dem dann Kredite aufgefüllt werden. Nicht selten sind es mehr als 100 Investoren, die in einen einzigen Kredit investieren. Dieser wirft dann beispielsweise 10 Prozent Zinsen ab, wenn er nicht ausfällt. Das Ausfallrisiko ist jedoch erstaunlich gering. Wenn man den Angaben der Plattformen vertraut, dürfte es etwa bei 2 bis 3 Prozent liegen. Grob vereinfacht gerechnet ergäbe sich aus der Konstellation 10 Prozent Zinsen und 2,5 Prozent Ausfallwahrscheinlichkeit auf Dauer eine Rendite von 7,5 Prozent. Das ist heutzutage viel. Die Plattform auxmoney gibt die durchschnittliche Anleger-Rendite derzeit mit 7 Prozent an, wobei die Gebühren mitberücksichtigt sind. Für wichtig halte ich hier die Risikostreuung, denn ansonsten treffe ich womöglich gerade auf eines der zwei bis drei ausgefallenen Projekte von 100. Gegenüber dem Crowdinvesting ist das Risiko beim Crowdlending zweifellos geringer, allerdings ebenso die Gewinnchancen. Beim Crowdinvesting bleibt die Hoffnung auf den einen großen Durchbruch, die man beim Crowdlending nicht hat. Dafür bietet das Crowdlending eine vergleichsweise stabile und keineswegs als schlecht zu bezeichnende Rendite.
Ich selbst mische derzeit Crowdinvestings und -lendings und komme mehr und mehr zu einer breiten Risikostreuung. Beide Arten des Investments haben es geschafft, mich hinter dem Ofen hervorzulocken. Für etwa ein Prozent Zinsen bei sicheren Anlagen war ich nicht bereit, mein Geld vom Girokonto wegzubewegen und für ein Jahr oder mehr festzulegen.
Übrigens: Nachdem am 25.1. die zweite Auflage meines Buches Crowdinvesting – Die Investition der Vielen erschien, wird in rund drei Wochen mein Buch zum Thema Bank-Alternativen herauskommen, in dem unter anderem bankenlose Investitionsmöglichkeiten wie das Crowdinvesting und -lending beschrieben werden, aber bei weitem nicht nur das. Den Banken sage ich keine gute Zukunft voraus, denn die Konkurrenz ist schon unterwegs und bietet teils deutlich bessere Konditionen an als die teils höchst ineffizient arbeitenden und übermäßig in die eigene Tasche wirtschaftenden Banken.
Gastbeitrag von Professor Dr. Ralf Beck – Crowdfinance
Dr. Ralf Beck ist Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Rechnungswesen und Controlling, an der Fachhochschule Dortmund. Des Weiteren agiert er als Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatungsgesellschaft Beck & Stinn GmbH. Seit längerem beschäftigt sich Ralf Beck mit dem Thema Crowdfunding und ist Autor des kürzlich in 2. Auflage erschienen Buches „Crowdinvesting – Die Investition von Vielen“.