Bonaverde möchte den Kaffeegenuss revolutionieren. Das Konzept dahinter ist schon fast zu einfach. Die Bonaverde-Kaffeemaschine röstet und mahlt die Bohnen, bevor sie daraus Kaffee brüht. Das hat unzählige Vorteile: Die unübertroffene Frische, der günstige Einkaufspreis der rohen Bohnen, genaue Kenntnis über die Herkunft der Bohnen, Verzicht auf Mittelsmänner etc. Bei Seedmatch läuft mittlerweile die dritte Finanzierungsrunde über die Crowd. Bis zum Ende des Jahres sollen alle Vorbestellungen bedient worden sein. Wir haben mit dem Gründer und CEO von Bonaverde, Hans Stier, über Bürokratie, Startup-Pleiten und das Umkrempeln etablierter Strukturen.
Herr Stier, Sie haben eine komplett neue Maschine entwickelt. Wie viele Behördengänge waren nötig, um alles unter Dach und Fach zu haben?
HS: Keine wirklich. Natürlich ist eine Unternehmensgründung mit viel Bürokratie verbunden, und es hat uns auch ordentlich Zeit gekostet, bis wir wussten, wie das alles funktioniert mit CE, also Communauté Européenne. Das ist ja kein Prüf-Siegel in dem Sinne, sondern ein Verwaltungszeichen, das die Freiverkehrsfähigkeit entsprechend gekennzeichneter Industrieerzeugnisse im Europäischen Binnenmarkt zum Ausdruck bringt. Das alles bekommt man heute aber online heraus, sodass die Behördengänge zwar nicht weniger aufwendig in der Vorbereitung, dann aber fix online machbar sind. Anders natürlich bei Patenten und Marken – da empfiehlt es sich, schnell Profi-Juristen hinzuzuziehen, die darauf spezialisiert sind – auch wenn man selbst Jurist ist.
Warum findet die Produktion in China statt und nach welchen Kriterien wurde der Hersteller ausgesucht?
HS: China ist die Werkbank der westlichen Welt. Das ist gar keine Frage. Wir wollen einen Markt erobern, der allein in Deutschland jährlich fünf Millionen neu verkaufte und eine etablierte, ergo zu ersetzende, Basis von über 200 Millionen Filterkaffeemaschinen zählt. Nur Filterkaffeemaschinen. Mit solchen Zahlen legt man sich schlecht an, wenn man selbst nicht genügend Kapazität dafür hat. Die wäre in Deutschland aufgrund der hohen Energie- und Lohnkosten sehr schwer darstellbar. Dabei geht es gar nicht nur um billiger, sondern schlicht um die Skalierbarkeit: Wie stelle ich sicher, dass ich einen Prozent dieses Marktes in kurzer Zeit erobern kann? Da sind die weniger verwöhnten Schwellenländer immer noch die einzige Antwort. Dort verlässt man sich dann am besten auf Interviews und Referenzen. Der sogenannte „Request for Quote“-Prozess kann Monate für Tanker-Konzerne dauern oder eben fünf bis sechs Telefonate mit den richtigen Profis. Die kennen ihre Original-Equipment-Manufacturer. Und wenn man immer freundlich ist, sagen einem die Profis auch, was sie wirklich denken. In der Umsetzung steht man dann natürlich vor ganz anderen Herausforderungen.
Machen Ihnen die Startup-Pleiten der letzten Monate Sorgen? Was lernen Sie aus solchen Nachrichten? Wie sichern Sie sich ab?
HS: Welche Pleiten? Nein, klar: So was blendet man nicht aus. Gerade bei der Historie meiner Unternehmungen bin ich sehr vertraut mit den Szenarien Insolvenz, Firmenschließung und Projektaufgabe. Ich glaube sogar, der ganze Startup-Markt müsste sich noch viel mehr konsolidieren. „Fail fast! Fail big!“ ist da so eine Prämisse aus den Staaten, die uns konservativen Deutschen gut zu Gesicht stünde. Gerade weil ich selbst seit drei Jahren schon an dieser Idee arbeite, kann ich behaupten: Waghalsigere Entscheidungen mit echten Konsequenzen –und sei es Projekteinstellung – bringen einen weiter als das Berliner „hier und da noch mal Geld aufnehmen und herumprobieren“ bis man zu alt ist, um noch einmal wirklich was anderes auszuprobieren. Das ist eigentlich die beste Absicherung.
Wie ist die Verteilung des Kapitals – wieviel Prozent kommen aus der Crowd und wieviel durch Venture Capital?
HS: Einhundert Prozent über die Crowd.
Wie und ab wann würden die Investoren profitieren können?
HS: Investoren profitieren grundsätzlich immer dann, wenn es einem Unternehmen besonders gut geht. Gleichzeitig müssen sie ihr Investment immer dann abschreiben, wenn es dem Unternehmen besonders schlecht geht, oder das Unternehmen eben gar nicht mehr existiert. That’s the name of the game: Schaffen wir es, unsere Maschine auszuliefern, bekommen Backer, Supporter und Investoren ihre Maschine. Schaffen wir es, das Konzept Farmer-Consumer-Marketplace zu etablieren, machen wir im besten Falle schnell Gewinne. Machen wir Gewinne, können wir wachsen. Wachsen wir, machen wir noch mehr Gewinne. Machen wir schneller Gewinne als wir wachsen können, schütten wir sie aus. Komplex, was? Dafür klingelt’s dann aber auch mächtig in der Kasse unserer mutigen und auch waghalsigen Investoren!
Herr Stier, vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihrem Unternehmen ganz viel Erfolg!
Weitere Informationen: Bonaverde bei Seedmatch, Bonaverde bei Facebook, Bonaverde-Website.