Gerade startete Venturate seine erste Crowdfunding-Kampagne. Crowdbiz sprach mit Gründer und Geschäftsführer Rene Seifert über seine Ambitionen mit Venturate.
CrowdBiz: Stellen Sie sich kurz und Ihr Unternehmen vor!
Seifert: Mein Name ist René Seifert und bin Vorstand der Venturate AG. Meine bisherige Berufserfahrung als Business Angel hat mich gelehrt: Oft suchen Start-ups nach Kapital und Investoren nach passenden Investitionsmöglichkeiten. Aber wo nur treffen sich beide Parteien? Darum haben wir gleich nach der Gründung von Venturate vor 1,5 Jahren eine kostenlose Matchmaking-Plattform etabliert, die mit über 500 Start-ups und 450 Investoren sehr gut angenommen wurde. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter und bieten seit Ende Juli eine innovative Crowdfunding-Plattform an, die in Kontinentaleuropa einmalig ist: Sie steht unter dem Motto Curated Crowdfunding.
CrowdBiz: Was versteht man unter Curated Crowdfunding?
Seifert: Curated Crowdfunding ist equity based. Das heißt: Die Investoren können ihr Kapital in handverlesene Deals stecken, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, und erhalten dafür jeweils Anteile am Unternehmen. Die Grundbedingung für jedes Curated Crowdfunding ist ein professioneller Investor, der bereits einen ordentlichen Betrag in das zu finanzierende Start-up investiert hat. Er legt damit die Basis für die Finanzierung des Start-ups. Das Geld der Crowd fungiert dabei als eine Art Sahnehäubchen. Die Frage, ob sich das Start-up kurzfristig nicht mehr weiterentwickeln kann, stellt sich damit nicht mehr. Bei Venturate muss die Fundingschwelle von 50.000 Euro erreicht werden, ansonsten bekommen die Investoren ihr Geld zurückbezahlt.
CrowdBiz: Der professionelle Investor investiert sein Geld und damit ist sein Part getan?
Seifert: Nein, denn der professionelle Investor agiert als sogenannter Deal Captain: Er handelt die Bedingungen für sein Investment aus, wie zum Beispiel die Bewertung des Start-ups aus. Das hat für den Privatinvestor bei Venturate folgende Vorteile: Er kann zu den selben Konditionen wie der Deal Captain investieren – ab 100 Euro ist man dabei. Und er erhält damit eine realistische Bewertung des Unternehmens, was im Gegensatz zu anderen Crowdfunding-Plattformen nicht immer der Fall ist. Zudem hat er die Gewissheit, dass der Deal Captain dem Start-up mit Rat und Tat zur Seite steht, Kontakte vermittelt und seine Hilfe anbietet. Denn der Deal Captain selbst hat ja großes Interesse am Erfolg des Start-ups. Dieses Modell ist in England beispielsweise schon etabliert und verläuft dort sehr erfolgreich.
CrowdBiz: Klingt nach einem echten Vorteil für den Privatinvestor. Wird Venturate auch selbst in Projekte investieren?
Seifert: Venturate stellt lediglich die Plattform zur Verfügung und investiert selbst nicht. Wir vertrauen bei der Bewertung des Unternehmens voll und ganz dem Deal Captain: Wir glauben, dass der Crowd-Investor so am Besten von den professionellen Deals profitieren kann. Dabei darf man nicht vergessen, dass jedes Investment beim Crowdinvesting eine Riskioanlage bedeutet. Einerseits können hohe Gewinne eingefahren werden, andererseits besteht die Möglichkeit des Totalverlusts.
CrowdBiz: Kann jedes Start-up bei Venturate ein Crowdfunding Projekt betreiben?
Seifert: Es gelten bei Venturate folgende Vorraussetzungen: Das Start-up muss einen professionellen Investor vorweisen und ein digitales Geschäftsmodell anbieten. Sollte beides erfüllt sein, würden wir uns über ein Pitch-Deck eines Start-ups freuen. Wir wählen dann natürlich sorgfältig aus und sprechen dazu mit den Gründern sowie dem Investor. Wenn das Projekt dann auf der Plattform steht, entscheidet die Crowd, ob das Projekt weitere Unterstützung verdient hat. Venturate gibt keine Empfehlungen ab.
CrowdBiz: Wie schützen Sie die Investoren vor Fehlinvestionen?
Seifert: Die Privatleger erhalten vor ihrem Investment umfangreiche Informationen zum aktuellen Zustand des Unternehmens, sogar seit der neuesten Gesetzesnovelle durch ein rechtlich stark formalisiertes “Vermögensinformationsblatt” (VIB): Natürlich werden die Umsätze, Gewinne, Verluste, Zukunftsprognosen sowie Risiken des Start-ups beschrieben und dessen Wettbewerbsumfeld beleuchtet. Anhand dieser Daten muss der Investor selbst entscheiden, ob ihn das Unternehmen überzeugt oder nicht. Zusätzlich kann er Fragen über unsere Plattform an das Start-up richten, um sich noch mehr Klarheit zu verschaffen. Aber: Das Risiko des Investments trägt er letztlich selbst.
CrowdBiz: Wo sehen Sie die Zukunft des Crowdfundings?
Seifert: Eine vitale und aktive Gründerkultur braucht das Crowdfunding mehr denn je. In Zeiten, in denen Banken kaum mehr Kredite vergeben, tragen kleine wie große Investoren zur Entwicklung von Unternehmen in Deutschland maßgeblich bei. In den vergangenen Jahren war gerade hierzulande zu beobachten, dass es einen großen Bedarf an Finanzierung gibt. Gleichzeitig sehen immer mehr Menschen, welche Chancen damit verbunden sind. Das Bild der Deutschen als risikofeindliche Nation bekommt gerade ein paar zarte Sprünge – und das ist gut so! Immer mehr Unternehmen werden diese Art der Finanzierung suchen und – Gott sei dank – auch finden.
René Seifert begann seine Karriere während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre als Radiomoderator. Nach seinem Diplom war er verantwortlicher Marketingleiter von Bayern 3. 2004 beschloß er nach Bangalore (Indien) auszuwandern, wo er ein E-Commerce Unternehmen mit dem Vertriebskanal eBay gründete. Er baute er als Berater das Holtzbrinck eLAB auf, einen Inkubator der Verlagsgruppe von Holtzbrinck, aus dem Unternehmen wie gutefrage.net oder Searchmetrics hervorgegangen sind. Außerdem investiert René als Business Angel selbst über das Netzwerk „Mumbai Angels“ in frühphasige indische Ventures. René ist halb Deutscher und halb Kroate, Mitglied der weltumspannenden „Entrepreneurs‘ Organization“, TEDster, begeisterter Hobbypilot und immer darauf erpicht etwas Neues zu lernen.