Als wir das Buch in die Redaktion bekam, dachten wir zunächst, es sei ein Buch, in dem entweder berichtet wird, wie man durch positives Denken reich wird oder aber durch Aktien. Denn die meisten Bücher über das „reich werden“ drehen sich darum. Zitelmann erklärt jedoch anhand von Ergebnissen der „Reichtumsforschung“, dass nur 2,4 Prozent der Reichen durch Aktien ihr Vermögen aufgebaut haben. 90 Prozent der Millionäre sind Unternehmer, wie Zitelmann anhand von Statistiken nachweist.
Also: Selbstständig machen, um reich zu werden? Zitelmann verschweigt nicht, dass die Mehrheit derjenigen, die das versucht, damit scheitern. Er empfiehlt, erst einmal durch eine Nebentätigkeit neben dem Hauptberuf auszuprobieren, ob man das Zeug zum Unternehmer hat. Und wenn das klappt, dann kann man den letzten Schritt tun und sich ganz selbstständig machen. So hat es Zitelmann jedenfalls gemacht, der früher Journalist bei der „Welt“ war und heute PR-Unternehmer und Immobilieninvestor ist.
Zitelmann zeigt auch überzeugend, dass es nicht genügt, viel Geld zu verdienen, sondern dass man es viel schneller wieder verliert als man annehmen sollte. Er zeigt zu Beginn seines Buches an Beispielen, dass viele Menschen, die vorübergehend eine Menge Geld verdient haben (z.B. als Sportler oder Sänger) oder die im Lotto Glück hatten, es wenige Jahre danach wieder verloren haben. Sie hatten einfach zu wenig Wissen über Geld und Geldanlagen.
Darum geht es im zweiten Teil des Buches („Reich bleiben“). Den Schwerpunkt beim Vermögensaufbau sollten Aktien und Immobilien spielen, wie Zitelmann überzeugend darlegt. Von Anleihen rät er ab – die seien entweder viel zu teuer oder viel zu riskant. Die Zeiten, wo man damit Geld verdienen konnte, seien zunächst einmal vorbei. Auch Hedgefonds, Private Equity und andere „Geheimtipps“ hätten meist ein ungünstigeres Chancen-Risiko-Potenzial. Gold eigne sich, aber nur als Beimischung und „Versicherung“ gegen einen Finanzcrash.
Zitelmann ist ein ausgewiesener Immobilienexperte, und deshalb sind seine Tipps zu diesem Thema besonders hilfreich. Er zeigt an praktischen Beispielen, wie man mit Immobilien Geld verdienen kann, verschweigt aber auch nicht, dass die meisten Anleger mit Immobilien viel Geld verlieren.
Von Einzelanlagen in Aktien rät er ebenso ab wie von aktiv gemanagten Fonds. Zitelmanns Rezept: Spare langfristig jeden Monat einen gleichbleibenden Betrag in einen passiven Fonds (ETF). Er vertritt einen extremen „agnostischen“ Ansatz, d.h.: Der normale Anleger könne weder sagen, welche Aktien sich besser entwickeln werden als der Durchschnitt, noch könne er wissen, welche Fonds oder welche Märkte sich besser entwickeln werden. Das Einzige was man sagen könne, sei, dass langfristig weltweit Aktien eine sinnvolle Sache seien. Deshalb solle man einfach einen Sparplan auf einen ETF abschließen, der den weltweiten Aktienmarkt abbildet (z.B. MSCI World).
Sehr gut gefallen hat mir das meinungsfreudige Nachwort: „Warum unsere Gesellschaft die Reichen braucht“. Zitelmann räumt hier mit vielen Klischees und Vorurteilen über Reiche auf. Ich habe sehr viel aus dem Buch gelernt und denke künftig anders über Geld und Geldanlage wie vor der Lektüre.
Ein Interview mit Rainer Zitelmann finden Sie hier.