Filmkraut, die neue Crowdinvesting-Plattform für Filme
filmkraut bringt seit Oktober 2014 Filmemacher und Zuschauer zusammen. Mit gegenseitiger Unterstützung können die Probleme beider Parteien gelöst werden: Filmemachern fehlt das Geld für die Realisierung ihrer kreativen Ideen, Zuschauer wünschen sich hochwertigere Filme. filmkraut vermittelt direkte finanzielle Beteiligungen ab 50 Euro in Form partiarischer Nachrangdarlehen an den Filmen (Equity-based Crowdfunding oder auch Crowdinvesting genannt) und nennt das „Kulturaktie für den deutschen Film“. Crowdinvestoren finanzieren ein Filmprojekt auf filmkraut und profitieren nach Produktion mit ihrer Rendite an der Auswertung aus Filmverleih, -ausstrahlung und -verkauf – auf gleichem Auswertungsrang wie der Produzent.
crowdbiz.de sprach mit Tim Menapace, einer der drei Geschäftsführer neben Andy Sydow und Aeneas Wilkening der filmkraut GmbH mit Sitz in Bayreuth, über Motivation, Konkurrenz und filmkraut-Features:
filmkraut ist Oktober 2014 online gegangen, Finanzierungsprojekte gab es bislang jedoch noch keine. Wann können Crowdinvestoren mit einer ersten Anlagemöglichkeit rechnen und was geschieht in der Zwischenzeit?
Tim Menapace: Das erste Filmprojekt wird voraussichtlich im April 2015 zur Finanzierung online sein. Bis dahin bauen wir unser Netzwerk an Investoren und strategischen Partnern kontinuierlich aus.
Um die Registrierung der ersten 500 User voranzutreiben, hat filmkraut eine Verlosung ausgeschrieben. Gestaltet sich der Start von filmkraut langsamer als geplant?
Tim Menapace: Es braucht alles seine Zeit. In einer etablierten Branche wie der Filmindustrie ist die Einstellung gegenüber der Crowdfinanzierung bzw. dem digitalen Wandel generell eher skeptisch. Gut Ding will Weile haben.
In Ihrem Image-Video versprechen Sie der Crowd die ganze Bandbreite aller Filme, von „experimentellem Erstlingswerk bis hin zum Blockbuster“. Stehen bereits Projekte in der Pipeline?
Tim Menapace: Ja wir haben bereits diverse Anfragen von Produzenten. Darunter verschiedene Genres, aber auch verschiedene Formate und Auswertungspläne (Kino, TV, Web-only).
Prüft filmkraut Film-Projekte, bevor sie sich auf der Plattform potenziellen Investoren vorstellen?
Tim Menapace: Wir prüfen finanzielle Rahmenbedingungen eines Projektes bzw. des Produzenten. Dadurch können wir sicherstellen, dass wir seriöse Investments anbieten. Inhaltlich, d.h. Drehbuch, Umsetzung, Besetzung etc. hält sich filmkraut bewusst raus. Bei filmkraut soll der Zuschauer entscheiden, welcher Film produziert wird.
Es existiert bereits eine weitere Crowdinvesting-Plattform für Filme auf dem Markt. Deren erstes Projekt wurde Ende Januar 2015 erfolglos beendet. Wie hebt sich filmkraut von der Plattform Cinedime ab, was wird filmkraut erfolgreicher machen?
Tim Menapace: Dies war auch für uns spannend zu sehen. Wir glauben trotz Scheitern des ersten Projektes von Cinedime weiterhin an das Konzept „Crowdinvesting für Filme“. Was machen wir besser? Bei Filmkraut liegt das Mindesinvestment bei 50€ statt bei 100€. Eine Anschubfinanzierung sowie eine Vollfinanzierung ist bei filmkraut möglich, nicht bloß die Schlussfinanzierung. Außerdem werden wir in der Kommunikation mit der Crowd breiter und intensiver sein um die richtigen Leute anzusprechen.
Neben der finanziellen Beteiligung an den Filmen sollen Investoren bei filmkraut auch in den Entstehungsprozess eingebunden werden. Wie gestalten sich die „exklusiven Investoren-Privilegien“, die für die Zukunft geplant sind?
Tim Menapace: Dies ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Es sind Drehbücher, Besuche am Drehort oder exklusive Requisiten aus dem Film denkbar. Dies ist vor allem für Fans eines Projektes spannend.
Welche Vorteile haben Filmemacher neben der finanziellen Unterstützung bei einem Crowdinvesting auf filmkraut?
Tim Menapace: Während der gesamten Finanzierungskampagne und auch während des Dreh kann ein Projekt Fans begeistern. In der digitalen Ära muss man das Marketing von Anfang an denken und die gesamten 360° sowie alle fünf Sinne der Zuschauer ansteuern. Eine Crowdinvesting Kampagne ist immer auch eine Marktanalyse, ob dieser Film überhaupt auf Interesse bei Zuschauern trifft. Falls nicht habe ich als Produzent frühzeitig die Chance das Konzept anzupassen und auf Meinungen der Zuschauer einzugehen.
Ihr Partner für die Finanztransaktionen ist die secupay AG. Welche Leistungen setzt secupay für filmkraut um?
Tim Menapace: Die secupay AG bietet uns für jedes Projekt ein Treuhandkonto, auf welchem die Gelder bis zum erfolgreichen Abschluss der Crowdinvesting Kampagne gehalten werden. Außerdem läuft jeglicher Zahlungsfluss über die secupay AG, welche BAFIN-zertifiziert ist und langjährige Erfahrung im Bereich Crowdfunding vorweist.
Welche Bezugspunkte haben Sie und das filmkraut-Gründerteam zum Film?
Tim Menapace: Aeneas Wilkening und ich haben gemeinsam Medienwissenschaften studiert und kleinere Filmprojekte realisiert. In der Praxis haben wir gemerkt, dass die Finanzierung von Filmen ein sehr leidiges und gerade in Deutschland nicht ausgereiftes System ist. Andy Sydow ist vorrangig als Vollinformatiker zum Gründerteam dazu gestoßen, ist aber privat ebenfalls ein großer Filmfan.
Was war der ausschlaggebende Moment, an dem für Sie feststand: filmkraut muss her!
Tim Menapace: Einer der entscheidendsten Punkte für uns war die erfolgreiche Finanzierung von Stromberg – Der Film, mit Hilfe der Fans. Und die anschließende Ausschüttung von einer Rendite in Höhe von 17%. Da war klar, das Konzept „Fans finanzieren Film“ funktioniert. Also entwickeln wir eine Plattform, damit nicht jeder Produzent sich mit den rechtlichen und technischen Details eines Crowdinvestings beschäftigen muss.
Herr Menapace, vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und uns allen viele tolle Filmerlebnisse mit filmkraut.
Weitere Informationen: filmkraut-Plattform, filmkraut auf Facebook, filmkraut bei Twitter
Bildnachweis: © filmkraut
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